Die englische Lebensversicherung heißt in erster Linie aufgrund ihrer Herkunft so. Im Rahmen des europäischen Finanzmarktes können Geldanlagen von Banken und Versicherern aus anderen EU-Ländern auch in Deutschland angeboten werden. Der Markt der englischen Lebensversicherungen ist dabei traditionell relativ groß. Das liegt nicht zuletzt daran, dass es das Konstrukt der Lebensversicherungen in England bereits seit 200 Jahren gibt, eine lange Zeit für einen Markt, um zu wachsen und zu gedeihen. Inzwischen sind 18 Prozent aller Lebensversicherungen in der Europäischen Union englische Lebensversicherungen. Das macht die englische Lebensversicherung zur stärksten Lebensversicherung Europas und zur drittstärksten der Welt.
Besonderheiten der englischen Lebensversicherung
Die englische Lebensversicherung arbeitet traditionell mit hohen Risikofaktoren. Das bedeutet, dass es hier, anders als bei deutschen Lebensversicherungen, oftmals nur einen Garantiebetrag gibt, nämlich den Ablaufbetrag. Und selbst der ist erst einmal relativ gering gehalten. So etwas wie garantierte Rückkaufswerte für eine mögliche Kündigung vor Ablauf der Laufzeit kennt die englische Lebensversicherung nicht. Das ermöglicht der englischen Lebensversicherung eine unglaubliche Spannbreite im Bereich der Investition. Vor allem aber ermöglicht es Investitionen in risikoreiche Anlagen. Und genau die sind es nun einmal in der Regel, die bei Erfolg die höchsten Renditen abwerfen. Bei Misserfolg aber auch den höchsten Verlust erzeugen. Aus diesem Grund gibt es hier nur recht geringe Garantiebeträge, da mögliche Verluste die eine Lebensversicherung unter die Grenze der Garantiebeträge katapultieren würden, vonseiten der Versicherung ja wieder auszugleichen sind.
Das Konzept der englischen Lebensversicherung hat dazu geführt, dass manche Versicherer, gerade bei kurzen Versicherungszeiten, relativ hohe Gewinne eingefahren haben und so sehr hohe Renditen an die Versicherten auszahlen konnten. Anders herum sind aber auch Fälle bekannt, in denen englische Lebensversicherungen heftige Verluste ertragen mussten. Da die englischen Lebensversicherer bei der Ausschüttung der Überschussanteile vor dem britischen Gesetz wesentlich mehr Spielraum und einen sehr großen Raum für Ermessensausübungen haben, werden entsprechende Überschüsse, die über die tatsächlich durch die in Fonds angelegten Beiträge hinaus gehen würden, nur sehr zögerlich und in kleinen Anteilen ausgezahlt. Viel mehr nutzen englische Versicherer entsprechende Überschüsse um Rücklagen zu bilden, mit denen sie in schlechten Jahren zumindest den Garantiebetrag erreichen können.
Vorteile des Systems
Die englischen Lebensversicherungen blicken auf eine lange Tradition zurück und bringen in der Regel ein unglaublich hohes Markt Know-How mit sich. Das hat zur Folge, dass dort sehr oft richtige Entscheidungen getroffen werden, was zu vergleichsweise hohen Renditen und Gewinnen auch für die Versicherten führt. Außerdem ist der Sicherheitsaspekt im Insolvenzfall in England sehr groß. Einen entsprechenden Schutzfonds gibt es bereits seit den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Inzwischen sind im Insolvenzfall 90% der Anlage abgedeckt, inklusive Überschussbeteiligungen. Worauf man allerdings unbedingt achten muss, ist die Frage, ob es sich wirklich um eine englische Versicherung handelt, also einen Versicherer, der seinen Sitz in Großbritannien hat, oder ob es sich um einen Versicherer handelt, der Lebensversicherungen nach englischer Art anbietet. Diese sind von den Sicherheitsfonds der britischen Regierung nicht abgedeckt.
Nachteile des Systems
Hauptnachteil kann genau das werden, was andererseits auch der Hauptvorteil sein kann: die extreme Risikobereitschaft der englischen Lebensversicherer. Wenn kurzzeitige Verträge abgeschlossen werden, stehen die Chancen sehr gut, relativ hohe Gewinne zu erzielen. Aber bei Verträgen über mehrere Jahrzehnte wird es schwer, diese Erfolgsrate zu halten. Dabei ist es unter dem Strich eher so, dass englische Lebensversicherungen bei „normalen“ Laufzeiten keine besseren Ergebnisse erzielen, als deutsche Kapitallebensversicherungen. Das Problem ist hier letztlich, dass aufgrund der Tatsache, dass Gewinne und Überschüsse über die komplette Laufzeit in der Regel hauptsächlich in Risikofonds mit möglichen hohen Gewinnen geworfen werden, letztlich die letzten Jahre der Vertragslaufzeit, die eigentlich bedeutsamen sind. Wenn in diesen wenigen Jahren die Börse schlechte Renditen abwirft, wird das Gesamtergebnis eher mau sein.
Dazu kommt, dass englische Lebensversicherer in ihrer Kostenstruktur und der Art und Weise, wie sie Überschussanteile gewähren, absolut undurchsichtig agieren. Hier wäre etwas mehr Transparenz sehr wünschenswert.
Anbieter der englischen Lebensversicherung
Nachfolgend ein paar Anbieter der englischen Lebensversicherung.
Royal London
Eine der größten Lebensversicherungen in Großbritannien mit einem sehr guten Ruf und einer hohen Erfolgsrate am Kapitalmarkt.
Prudential
Einer der größten Finanzdienstleister in Großbritannien mit Hauptsitz in Dublin ist die Prudential International, wie der Name schon sagt, vorwiegend international aufgestellt mit großem Augenmerk auf den europäischen Markt im Allgemeinen. In Deutschland bislang nicht ganz so aktiv.
Legal & General
Eine englische Versicherung mit den Hauptschwerpunkten Lebens- und Rentenversicherung. Der Hauptsitz der Versicherung ist in London, eine Zweigstelle gibt es in Köln.
Friends Provident
Eine der fünf größten Anbieter von englischen Lebensversicherungen weltweit.
Canada Life
Ein Versicherer, der ebenfalls eine Zweigstelle in Köln hat. Canada Life gilt allerdings trotz des Angebots von englischen Lebensversicherungen nicht als britischer Versicherer und ist somit nicht über die britischen Sicherungsfonds abgesichert.
Standard Life
Eine englische bzw. schottische Lebensversicherung mit Hauptniederlassung in Edinburgh in Schottland. Eine Zweigstelle ist in Frankfurt am Main zu finden.
Fazit:
Unter dem Strich kann man klar festhalten, dass die englische Lebensversicherung auf dem europäischen Kapitalmarkt eine Art Vormachtstellung unter den Lebensversicherungen innehat. Das liegt an den teilweise recht hohen Gewinnen, die hier in der Vergangenheit erzielt wurden. Man darf allerdings nicht vergessen, dass diese Versicherungsart letztlich immer auch ein Stück weit Glücksspiel ist.