In Deutschland gibt es das duale Krankenversicherungssystem. Das bedeutet, dass es in Deutschland erlaubt ist, sich sowohl gesetzlich als auch privat gegen Krankheitsfälle abzusichern. Das bringt die privaten Krankenkassen auf den Plan. In der privaten Krankenversicherung gibt es zwei Arten von Versicherungsnehmern:
- die Zusatzversicherten
- die Vollversicherten
Der Unterschied ist schnell erläutert. Eine private Krankenversicherung als Zusatzversicherung steht neben der normalen gesetzlichen Krankenversicherung und trägt einen Teil der Kosten, die von der gesetzlichen Krankenversicherung nicht übernommen werden. Eine private Krankenversicherung als Vollversicherung übernimmt quasi die Aufgaben der gesetzlichen Krankenversicherung, nur zu anderen Bedingung und mit anderen Leistungen.
Denn anders als in der gesetzlichen Krankenversicherung ist die private Krankenversicherung vertragsgebunden, das heißt, das hier die Leistungen für die Versicherung im Rahmen eines Versicherungsvertrages festgelegt werden. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten, sich und seine Familienmitglieder abzusichern.
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Die private Krankenversicherung als Vollversicherung
Das Hauptaugenmerk in diesem Artikel soll auf der privaten Krankenversicherung als Vollversicherung liegen. Eine solche kann eine ganze Reihe von Vorteilen, aber zuweilen auch Nachteile mit sich bringen. Es ist kein Geheimnis, das privat versicherte oftmals bessere Leistungen erhalten, als Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen. Das liegt auch daran, dass die private Krankenversicherung den Ärzten in vielen Bereichen mehr Spielräume gibt, als die gesetzlichen Kassen.
Und oftmals wird über die private Krankenversicherung auch eine ganze Reihe von Leistungen gewährt, die ohne eine solche eben nicht durch die Krankenversicherung abgedeckt wären. Dennoch lag der Anteil der Mitglieder privater Krankenversicherungen in Deutschland im Jahre 2012 nur bei gut 11 Prozent aller Versicherungsnehmer. Das liegt auch an der Art und Weise wie das Krankenversicherunssystem in Deutschland ausgestaltet ist. Denn der Gesetzgeber hat ein Interesse daran, dass die meisten Menschen in der gesetzlichen Krankenversicherung verbleiben.
Da diese nur aufgrund der Solidargemeinschaft der Versicherten funktioniert, würde das System der gesetzlichen Krankenversicherung zugrunde gehen, wenn sich zu viele Menschen privat versichern würden. Deshalb gibt es Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen, damit eine private Krankenversicherung überhaupt abgeschlossen werden darf.
Private Krankenversicherung vs. gesetzliche Pflichtversicherung
In der Regel gilt in Deutschland die gesetzliche Krankenversicherung als Pflichtversicherung. Wer eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit ausübt, muss sich gesetzlich versichern. Für die Verwandten und Angehörigen einer Person, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt und deshalb pflichtversichert ist, besteht die Möglichkeit der Familienversicherung. Die Versicherungspflicht besteht darüber hinaus für alle Rentner und diejenigen, die im Rentenantragsverfahren sind. Damit ist ein Großteil der Menschen in Deutschland, die Einkommen erzielen, bereits abgedeckt. Aber es gibt Ausnahmen. Hier einige Beispiele:
Arbeitnehmer mit Einkommen oberhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze
Arbeitnehmer sowie freiberufliche Künstler und Journalisten, die normalerweise erst einmal an die Künstlersozialkasse gebunden sind, haben ab einem bestimmten Jahreseinkommen keine Versicherungspflicht mehr. Ihnen steht es dann frei, entweder in die private Krankenversicherung zu wechseln oder freiwillig gesetzlich versichert zu bleiben. Der Arbeitgeber zahlt weiterhin einen Zuschuss zu den Versicherungskosten.
Selbstständige und Freiberufler
Selbstständige und Freiberufler, die nicht an die Künstlersozialkasse gebunden sind, können ab Beginn ihrer Selbstständigkeit eine private Krankenversicherung wählen.
Personen mit anderweitigem Schutz gegen Krankheitskosten
Damit sind Beamte, Richter, Soldaten und andere Berufsgruppen mit beamtenähnlichem Verhältnis gemeint. Diese haben Anspruch auf eine Beihilfe durch ihren Dienstherrn. Diese Beihilfe trägt bereits einen Teil der Kosten für Behandlungen, Medikamente usw. Aus diesem Grund entfällt hier die Versicherungspflicht. In der Regel sichert dieser Personenkreis sich mit einer privaten Krankenversicherung ab, damit auch die noch offenen Kosten getragen werden.
Personen ohne eigenes bzw. ohne sozialversicherungspflichtiges Einkommen
Wer kein eigenes Einkommen erzielt bzw. lediglich einen Minijob ausübt, aber keine Möglichkeit hat in eine Familienversicherung einzutreten, weil zum Beispiel kein Familienangehöriger mit einer entsprechenden gesetzlichen Krankenversicherung existiert, ist ebenfalls berechtigt, eine private Krankenversicherung abzuschließen.
Wo liegen die großen Unterschiede?
Während die gesetzliche Krankenversicherung komplett einkommensabhängig ist, inzwischen sogar wieder, was den möglichen Zusatzbeitrag angeht, ist die private Krankenversicherung in der Regel komplett einkommensunabhängig.
Wo die gesetzliche Krankenversicherung aktuell 14,6% vom Bruttogehalt kassiert ist der Preis in einer privaten Krankenversicherung eher abhängig vom Alter und vom Gesundheitszustand der Person, die versichert werden soll sowie von den in der Versicherung enthaltenen Leistungen. Das ist ein Grund, warum oftmals grade für junge Menschen eine private Krankenversicherung wesentlich günstiger ist als eine Mitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung.
Das Problem ist, dass die Beiträge in der privaten Krankenversicherung altersabhängig steigen, unabhängig davon, ob auch eine Steigerung der Einkünfte vorliegt. Außerdem sieht die private Krankenversicherung das Konstrukt der Familienversicherung schlichtweg nicht vor. Das bedeutet, dass ein selbstständiger Familienvater, der sich einmal für die private Krankenversicherung entschieden hat und dessen Frau nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt ist, für jedes Familienmitglied, einschließlich der Kinder, eine eigene Versicherung abschließen muss.
Unter dem Strich wird die private Krankenversicherung gerade bei einer solchen Konstellation schnell teurer als die gesetzliche Versicherung. Dazu kommt, dass man nicht ohne Weiteres in die gesetzliche Versicherung zurückkehren kann, wenn die Beiträge in der privaten Krankenversicherung beispielsweise zu teuer werden.
Der große Vorteil der privaten Krankenversicherung ist, wie bereits erwähnt, das Plus an Leistungen. Aber auch hier gilt, dass man beim Abschluss einer privaten Krankenversicherung die Augen offen halten und die Angebote vergleichen sollte, um wirklich einen guten Tarif mit optimalen Leistungen und einem guten Kosten-Nutzen-Verhältnis, das auch zehn Jahre später noch annehmbar ist, zu finden.