Eine der wichtigsten Vorsorgeversicherungen überhaupt ist die Berufsunfähigkeitsversicherung, auch wenn viele Arbeitnehmer das noch immer nicht wahrgenommen haben. Warum sollte ich mich gegen Berufsunfähigkeit versichern? Ich bin doch gesund. Und wenn ich es nicht mehr sein sollte, dann beantrage ich eine Erwerbsunfähigkeitsrente und bin abgesichert. Aber ist dem wirklich so? Zum einen muss man an dieser Stelle ganz klar sagen, dass die Erwerbsunfähigkeitsrente beileibe nicht ausreicht, um den tatsächlichen finanziellen Bedarf abzudecken, vor allem nicht, wenn es sich um einen Alleinverdiener in einer mehrköpfigen Familie handelt, oder wenn ein Haus abzubezahlen ist oder ähnliche anderweitige langwierige finanzielle Verpflichtungen bestehen. Und zum anderen ist es wesentlich schwieriger eine volle Erwerbsunfähigkeit im Sinne der Sozialgesetzbücher anerkannt zu bekommen, als eine Berufsunfähigkeit im Sinne der Versicherungsbestimmungen. Das liegt auch daran, dass eine Berufsunfähigkeit sich auf den zuletzt ausgeübten Beruf bezieht, nicht auf die generelle Erwerbsfähigkeit.
Berufsunfähigkeit – die unterschätzte Gefahr
An dieser Stelle einmal ein paar Fakten, die belegen sollen, wie groß die Gefahr einer Berufsunfähigkeit tatsächlich ist und warum es Sinn macht, sich ernsthaft über eine Berufsunfähigkeitsversicherung Gedanken zu machen. Seit dem Jahr 2005 hat sich beispielsweise die Zahl der Personen, die aufgrund einer ernsthaften Erkrankung in die Schuldenfalle geraten sind, mehr als verdoppelt. Und der Trend geht weiter nach oben. Dabei gibt es zwei Hauptübeltäter: die Psyche, die bei vielen Arbeitnehmern einfach nicht mehr mitspielt, was sich zumeist im Burn-out manifestiert, oder der Rücken, der zu erheblichen Beeinträchtigungen führt und schließlich in manchen Berufen eine Berufsunfähigkeit herbeiführen kann. Macht man sich dann noch klar, dass im Falle einer Arbeitslosigkeit, die durch eine Berufsunfähigkeit ausgelöst wurde, die nicht als vollständige Erwerbsunfähigkeit anerkannt wird, nach einem Jahr Arbeitslosengeld I über das dann folgende Arbeitslosengeld II (auch Hartz IV genannt) nur noch das Lebensnotwendige abgedeckt ist, wird deutlich, dass es im Fall einer schweren Erkrankung schnell zum finanziellen und sozialen Abstieg kommen kann.
Es gibt verschiedene Gründe, warum Menschen berufsunfähig werden können. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
1. Krankheiten und Gesundheitsprobleme: Chronische Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder psychische Erkrankungen können dazu führen, dass jemand nicht mehr in der Lage ist, seinen Beruf auszuüben.
2. Unfälle und Verletzungen: Unfälle am Arbeitsplatz oder außerhalb können zu schweren Verletzungen führen, die die Fähigkeit zur Ausübung des bisherigen Berufs beeinträchtigen.
3. Psychische Erkrankungen: Depressionen, Angststörungen, Burnout oder andere psychische Gesundheitsprobleme können dazu führen, dass Menschen nicht mehr in der Lage sind, ihren Beruf auszuüben.
4. Rheumatische Erkrankungen und muskuloskelettale Probleme: Erkrankungen des Bewegungsapparats, wie Arthritis oder Rückenprobleme, können zu Berufsunfähigkeit führen.
5. Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen des Nervensystems, wie Multiple Sklerose oder Parkinson, können die berufliche Leistungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen.
6. Unfälle im Straßenverkehr: Verkehrsunfälle können zu schweren Verletzungen führen, die die beruflichen Fähigkeiten beeinträchtigen.
7. Herzinfarkt und Schlaganfall: Akute Herzprobleme oder Schlaganfälle können zu dauerhaften Beeinträchtigungen führen, die die Arbeit unmöglich machen.
8. Suchterkrankungen: Alkohol- oder Drogenabhängigkeit kann zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen und die berufliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigen.
9. Unfälle im Haushalt: Auch im eigenen Zuhause können Unfälle passieren, die zu Verletzungen führen und die Fähigkeit zur Ausübung des Berufs beeinträchtigen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Ursachen für Berufsunfähigkeit von Person zu Person unterschiedlich sind. Darüber hinaus spielen auch individuelle Faktoren wie Alter, Beruf, Lebensstil und Versicherungsbedingungen eine Rolle. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann helfen, finanzielle Sicherheit zu gewährleisten, wenn jemand aufgrund von Krankheit oder Unfall seinen Beruf nicht mehr ausüben kann.
Aber, was kann die Berufsunfähigkeitsversicherung überhaupt?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung schützt den Versicherten gegen die finanziellen Schäden einer Berufsunfähigkeit. Das bedeutet, dass diese Versicherung dann greift, wenn man nicht mehr in der Lage ist, den Versicherten Beruf bzw. den zuletzt ausgeübten Beruf weiterhin auszuüben. Eine solche Versicherung kann auch für Personen abgeschlossen werden, die unentgeltliche Tätigkeiten ausüben. Auch Hausfrauen können mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung versichert werden. Im Fall einer „Berufsunfähigkeit“ kann die dann zu zahlende Berufsunfähigkeitsrente genutzt werden, um die anfallenden Kosten für die Personen, die die zu erledigenden Arbeiten übernehmen, zu tragen. Allerdings ist die Berufsunfähigkeitsversicherung keine klassische Schadensversicherung, da die zu zahlende Summe sich nicht nach dem tatsächlichen Bedarf, der aus der Berufsunfähigkeit resultiert bemessen wird, sondern eine Summenversicherung, da hier eine vorher klar definierte Summe zur Auszahlung kommt.
Wann greift eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Hier gibt es natürlich von Versicherer zu Versicherer Unterschiede, die aus den Versicherungsverträgen hervorgehen. In der Regel ist die Voraussetzung für die Anerkennung einer Berufsunfähigkeit der Umstand, dass der Versicherte aufgrund einer Krankheit, eines Unfalls einer Körperverletzung oder eines anderweitig bedingten Kräfteverfalls für mindestens 6 Monate nicht in der Lage ist, den eigenen Beruf oder eine vergleichbare Tätigkeit auszuüben. Dieser Umstand muss natürlich durch ein ärztliches Attest entsprechend nachgewiesen werden. Auch die Frage nach dem notwendigen Grad der Berufsunfähigkeit kann nicht ganz pauschal beantwortet werden, weil es auch hier Unterschiede zwischen den einzelnen Angeboten gibt. Zumeist gilt aber die 50%-Grenze. Das bedeutet, wenn eine 50%ige Berufsunfähigkeit festgestellt wird, zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung den vollen vereinbarten Rentenbetrag. Unter 50% wird nichts übernommen. Es gibt allerdings auch Versicherungen, die hier eine Staffelung vereinbaren.
Worauf muss ich beim Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung achten?
Zu aller erst einmal muss jedem Versicherungsnehmer klar sein, dass eine Berufsunfähigkeitsversicherung mit steigendem Einstiegsalter natürlich immer teurer wird. Das liegt auch daran, dass mit steigendem Alter natürlich ein höheres Krankheitsrisiko vorliegt. Wer mit Anfang bis Mitte zwanzig eine solche Versicherung abschließt, erzielt in der Regel die besten Preise. Unabhängig davon sollte man aber darauf achten, dass die Versicherungsbedingungen nicht allzu weit von dem abweichen, was oben genannt wurde. Es gibt Versicherungen, die eine Rentenzahlung erst ab einer „dauerhaften Berufsunfähigkeit“ gewähren und nicht bereits ab einem Prognosezeitraum von sechs Monaten. Selbst wenn hier die Kosten deutlich niedriger sein sollten, als bei den Versicherungen, die bereits beim Sechsmonatszeitraum greifen, sollte man von solchen Versicherungen die Finger lassen.
Mit einer der wichtigsten Punkte bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist die vereinbarte Rentenhöhe im Falle der eingetretenen Berufsunfähigkeit. Klar ist, dass die Kosten für die Versicherung steigen, je höher die Rente sein soll. Aber man muss an der Stelle bedenken, dass die Berufsunfähigkeitsversicherung einen größtmöglichen Teil des Einkommensverlustes auffangen soll. Dafür wäre eine Rentenhöhe von ca. 80% des aktuellen Verdienstes optimal. Oftmals gibt es auch die Möglichkeit, bei Änderung der Lebens- und Einkommensverhältnisse (Geburt eines Kinder, Beförderung im Job etc.) die Rentensumme anzupassen.
Außerdem sollte man darauf achten, ab wann die Berufsunfähigkeitsversicherung bereit ist, zu leisten. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Am besten ist die Variante, in der die Versicherung ab Eintritt der Berufsunfähigkeit zahlt. Das bedeutet nämlich, dass die Versicherung dann, wenn ihr die Berufsunfähigkeit erst später durch Antrag durch den Erkrankten bekannt wird, rückwirkend ab Beginn der Erkrankung zahlt. Die zweite Variante ist, dass die Versicherung erst mit Bekanntwerden bei der Versicherung, also ab Meldung der Berufsunfähigkeit, die Zahlung aufnimmt. Das kann zu erheblichen finanziellen Verlusten führen.
Fazit:
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung gehört heute zu den absoluten Muss-Versicherungen, auch weil die gesetzliche Absicherung inzwischen lediglich minimal ist. Dabei gibt es aber einige Dinge, die man beachten sollte. Auf jeden Fall sollte man sich mehrere Angebote von verschiedenen Versicherern vorlegen lassen und diese in Ruhe vergleichen, bevor man einen Vertrag abschließt.